21.12.18: Herzklappenersatz: Bundesweites Register zur Qualitätssicherung nutzt Patienten sowie herzmedizinischer Wissenschaft und Forschung

GARY lautet die englische Abkürzung für das Deutsche Aortenklappenregister (German Aortic Valve Registry), einem wissenschaftlichen Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK), gefördert von der Deutschen Herzstiftung. Oberstes Ziel des Registers: Die Qualität der Behandlung von Patienten mit operationsbedürftigen Aortenklappenerkrankungen zu sichern, den Einsatz neuer Therapieverfahren wissenschaftlich zu begleiten und insbesondere wichtige Erkenntnisse zur besseren Lebensqualität der Betroffenen beizutragen.

„Die sogenannte Aortenklappenstenose gehört zu den häufigsten erworbenen Herzklappenerkrankungen und bezeichnet eine Verengung dieser Herzklappe, vornehmlich hervorgerufen durch den altersbedingten Verschleiß“, erklärt Herzchirurg Dr. Andreas Beckmann, Geschäftsführer der DGTHG. „In Abhängigkeit von dem Patienten, seinen Begleiterkrankungen sowie weiteren Faktoren, kann die erkrankte Aortenklappe mit konventionellem oder minimalinvasiven Zugangsweg unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine oder kathetergestützt ersetzt werden. Durch das Deutsche Aortenklappenregister können kurz-, mittel- und langfristige Erkenntnisse gewonnen werden, um die Wirksamkeit, den Nutzen und die Erfolge beider Verfahren zu bewerten um damit die Sicherheit für die betroffenen Patienten weiter zu erhöhen.

Neben der Patientensicherheit im Kontext der Behandlungsqualität ist insbesondere auch die Steigerung der Lebensqualität der Patienten ein wesentlicher Aspekt.“

Die erste kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI - transcatheter aortic valve implantation) im Jahr 2002 durch Cribier eröffnete eine neue Behandlungsoption. Für multimorbide Hochrisikopatienten ist diese Therapiemethode eine Alternative zum Goldstandard  dem „konventionellen herzchirurgischen Aortenklappenersatz“ (AKE), bei der zunächst die (alte) verengte Aortenklappe mit einem Ballon in die Wand gepresst, eine zusammengefaltete Herzklappenprothese mit Hilfe eines Katheters an die Stelle der alten Klappe vorgeschobenen wird, um dort nach korrekter Platzierung entfaltet zu werden,. „Meist wird der Katheter über die Leistenarterie und Aorta bis zum Herz vorgeschoben (transfemoral). Alternativ kann der Katheter auch über die Herzspitze eingeführt (transapikal) werden“, erklärt Dr. Beckmann.

Seit Jahren steigt die Anzahl der kathetergestützten Verfahren bundesweit; im Jahr 2017 wurden in Deutschland ca. 10.000 herzchirurgische Aortenklappenersätze (AKE) und etwa 19.000 kathetergestützte Aortenklappenimplantationen (TAVI) zur Behandlung von erworbenen Aortenklappenerkrankungen durchgeführt. „Die sorgfältige wissenschaftliche Dokumentation umfasst Informationen zu Symptomen, Begleiterkrankungen, Angaben zum Gesundheitszustand, zur Indikationsstellung, zum genauen Verlauf vor, während und nach dem Eingriff und auch zu den verwendeten Herzklappenprothesen. Dies umfasst nicht nur das persönliche Befinden und die Lebensqualität, sondern auch mögliche Komplikationen. Dies eröffnet die Möglichkeit, den Nutzen und die Risiken der zur Verfügung stehenden Verfahren evidenzbasiert abzuwägen und klare Kriterien für den Einsatz der unterschiedlichen Behandlungsverfahren zu erarbeiten, im Einklang mit den nationalen und internationalen Leit- und Richtlinien.

 „Die Dokumentation erfolgt freiwillig und mit ausdrücklicher Einwilligung jedes einzelnen Patienten, erklärt Dr. Beckmann. Sicherlich ist ein großer Pluspunkt von GARY, dass wir engmaschig nachfassen und die Patienten auch nach einem, drei und fünf Jahren nach der Behandlung persönlich zu Ihrem Gesundheitszustand befragen.“

Wie wichtig hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist, zeigt sich nicht nur in den Ergebnissen von GARY, sondern hat auch Einzug in die aktuellen medizinischen Leitlinien gefunden in denen die Zusammenarbeit im sogenannten Herz-Team - im Kern bestehend aus Herzchirurgen, Kardiologen und Anästhesisten - empfohlen wird. „Dank des Registers und der weiterer gesundheitspolitischer Maßnahmen sind in Deutschland vorbildliche Strukturen zur Behandlung von Patienten mit Aortenklappenerkrankungen etabliert worden. Seit 2018 fokussiert das Register auf die Erfassung ausgewählter Patientengruppen, bei denen insbesondere die langfristige Funktion und Haltbarkeit der implantierten Aortenklappenprothesen genauer untersucht und die Langzeitnachverfolgung der Patienten um weitere Jahre erweitert werden soll. Das aktuell in Planung befindliche Deutsche Implantateregister könnte neben der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags das Deutsche Aortenklappenregister sinnvoll unterstützen und durch geeignete Maßnahmen auch einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Wissenschaft und Forschung leisten“ so Dr. Beckmanns Fazit.